Mein erstes Gravel Bike: Rondo Ruut AL 2
Fazit nach 10 Monaten im Einsatz
Zugegeben retrospektiv hatte ich wahnsinnig Glück. Die Art und Weise wie ich zu meinem ersten Gravel Bike hätte auch ganz anders ausgehen können. Dieser für mich komplett neue Sport, sollte mir noch viele Türen öffnen sollte, doch fangen wir von vorne an.
Zwar wusste ich so ungefähr welches Einsatzgebiet man mit Gravel Bikes abdecken kann, doch von der Technik hatte ich keinen blassen Schimmer.
Im Januar 2020 war ich gerade beruflich einige Wochen in Australien. Dort ist in mir der Wunsch nach grundlegenden Veränderung gewachsen. Kurz darauf wollte ich meinen Job wechseln und viel dramatischer veränderte sich auch meine Leidenschaft fürs Radfahren.
War ich bisher noch vor allem auf BMX und Dirtbikes unterwegs, konnte ich mich mit ausdauernden Radtouren einfach nicht anfreunden. Strecken die länger als 20 km waren, wollten mir mit meinem Enduro Bike einfach keinen Spaß machen.
Was mir außenstehend an der Bike Kategorie Gravel gefiel war der Ansatz weniger aus einem Leistungsgedanken zu fahren, als die Natur bewusst zu erleben.
Nach kurzer (ca. 10 Minuten) Internetrecherche und kompletter Überforderung mit dem Angebot der verschiedenen Marken, landete ich schnell bei eBay Kleinanzeigen und fand genau ein Bike in Deutschland, das nicht komplett abgeranzt aussah, bezahlbar war, in meiner Größe angeboten wurde und mir vor allem auch farblich gefiel.
Das Rondo Ruut AL 2 von 2020 hatte der Vorbesitzer direkt von Rondo bezogen. Das Bike war zuvor von Rondo in einem Showroom ausgestellt worden und dementsprechend wenig bewegt worden. Auch der Vorbesitzer ist nach eigenen Angaben lediglich 400 km damit gefahren.
Eher intuitiv als wohlüberlegt entschied ich mich für den Kauf, des mit 1.200 € ausgeschriebenen Bikes.
Als ich das Bike dann Mitte Februar 2020 endlich in den Händen hielt, fiel mir zum ersten Mal bewusst auf, dass dieses Rad technisch fast überhaupt keine Gemeinsamkeiten hatte, mit meinem bisherigen Fuhrpark. Herausforderung angenommen.
Die ersten Erfahrungen
Die ersten Touren mit dem Bike waren begleitet von Neugier und Verwunderung darüber, was alles mit dem so fragil wirkenden Rad möglich ist. Schnell merkte ich, dass Singletrails, die ich davor mit meinem Enduro Bike entlang geschlichen bin, mit dem Rondo viel mehr Spaß machten.
Das Fahrgefühl erinnert mich auch heute noch an Street fahren mit dem BMX. Man muss äußerst präzise fahren und den Weg genauestens abscannen, sonst liegt man schnell neben Trail und Bike.
Genau das hat meine Leidenschaft zum Graveln entfacht. Dort mit einem Bike zu fahren, dass nicht unbedingt die einfachste Wahl dafür ist. Natürlich wäre es mit einem MTB leichter wurzelige Trails zu fahren, doch mehr Spaß macht es mir mit dem Gravel Bike.
Außerdem begann ich schnell meinen Erkundungsradius zu vergrößern. Navigationsapps wie Komoot, Trailfinder und Trailforks waren eine Tür zum Gravelparadies, das (fast) direkt vor meiner Haustüre begann. Ich entdeckte eine ungeahnte Schönheit meiner Wahlheimat München und der Umgebung.
Die Touren wurden länger, mein Reifendruck immer höher und ich nahm schnell 4 kg ab. Ich tastete mich an Ausfahrten über 100 km heran und war auch hier erstaunt, wie viel Spaß Ausdauersport mit dem richtigen Bike machen kann.
Zwischenfazit
Nach ca. 3.000 km mit dem Rondo Ruut AL 2, wage ich nun mal ein Zwischenfazit.
Das Bike erfüllt seinen Zweck als Einsteigerbike voll und ganz. Mir hat es die Welt des Gravelns eröffnet und zwar mit zuverlässigen Diensten zu einem kleinen Preis. Abstriche bei der Qualität der Komponenten sind mir zu Anfangs überhaupt nicht aufgefallen.
Erst mit der Zeit und der Erfahrung, durch Probefahrten mit anderen, teureren Gravel Bikes sind mir einige Unterschiede aufgefallen, die ich auf meine Wunschliste für mein nächstes Bike mit aufnehme. Diese sind:
- Hydraulische Scheibenbremsen
- Dropper Post
- Breiter Lenker mit mehr Flare
- Leichterer (Carbon-) Rahmen
- Leichtere Laufräder
- Shimano GRX Schaltgruppe
- 2×11 Übersetzung
- Tubeless-Ready Reifen und Felgen
- Dämpfende Elemente in Rahmen und evtl. in Cockpit bzw. an Gabel
- Flacherer Lenkwinkel
- Längeres Oberrohr
- Kürzere Kettenstreben
Zusätzlich möchte ich noch erwähnen, dass ich kürzlich den Flipchip der Gabel gedreht habe. Somit wird der Lenkwinkel um 0.5 Grad flacher. Meine Erfahrungen damit habe ich in diesem Video festgehalten:
Dank der tollen ersten Saison mit meinem Rondo, werde ich nächste Saison auf ein anderes Bike wechseln. Somit hat das Ruut AL 2 genau das geleistet, was es sollte: Einen zuverlässigen Einstieg in einen wunderbaren Sport zu ermöglichen.
Demnach kann ich das Bike für alle wärmstens empfehlen, die in die aufregende Welt des Gravelns ohne viel Vorerfahrung hineinschnuppern wollen. Das Rondo Ruut AL 2 von 2021 ist mit ca. 1.600 € ein verhältnismäßig teures Einsteigerbike. Doch ich habe in den 10 Monaten keinen ernsthaften Defekt oder andere Beschwerden mit dem Rad gehabt.
Moin Felix,
einen tollen Blog hast du hier aufgebaut. Super! Sehr interessant, welche Erfahrungen du gemacht hast. Auch arg mutig von dir, verhältnismäßig blind ein Rad für 1.200 EUR zu holen, aber hat ja funktioniert. Eine Anmerkung nur: Ich finde, 1.600 EUR für ein Einsteigerrad ist sogar noch günstig. Wenn du nicht gerade ein Rad von Discounter nimmst, findest du nur eine Hand voll darunter. Ich befasse mich jetzt schon (gezwungenermaßen) seit Juni 2020 mit dem Thema “Einsteigerrad” und preislich pendelt sich das bei mir bei so ca. 1.900 EUR ein. Aber klar, das hängt natürlich auch davon ab, welche Komponenten man zum “Einstieg” wählt. GRX-Schaltung und hydr. Bremsen sollen es schon sein. Wenn ich Carbon gewählt hätte, läge die Einstiegshürde noch höher…..Mach weiter so! Grüße Henning
Hi, welche Einsteiger-Räder hast du mit hydraulischer Bremse und GRX-Schaltung unter 1800 EUR gefunden?
Stevens Gavere
Oh man, ich schaue mich gerade auch um… und die Dinge, die du gerne beim nächsten Bike anders machen würdest sehe ich fast alle genauso (bis auf 2×11). Am Ende landet man doch ruckzuck beim Carbon-Frame… Mist.
…oder sogar vielleicht Stahl. Das könnte dann noch länger halten 🙂
Hi Felix, ich möchte mir ein rondo Ruut kaufen, bin aber unsicher welche rahmengröße.. ich bin 184cm.. laut rondo website bräuchte ich Größe L, was aber nur ein 54cm Rahmen wäre! Das Schein mir etwas klein.. der Rahmen in XL ist 57cm.. was laut anderen Marken meine Größe wäre.
Kannst du hier helfen?
Hi Johannes,
im Zweifel würde ich empfehlen auf die Empfehlung von Rondo zu vertrauen. Neben der Rahmenhöhe spielen andere Maße des Bikes noch mit in die Empfehlungen der Hersteller und deswegen kann das zwischen den Firmen und sogar Modellen abweichen.
VG
Felix